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Lang geht der Blick über den Fluß

Lang geht der Blick über den Fluß

Lang geht der Blick über den Fluß. Mattschwarz liegt er tief unten zwischen den kaltweißen Ufern. Unbewegt, wartend, geduldig. Der letzte Rest des Tages hängt in schmutzigen Laken vom Himmel. Früher fuhren hier Schiffe, große Schiffe in alle Welt, aber heute nicht mehr.

Hier oben hatte er auch damals schon gestanden und auf den Fluß geschaut, auf den Fluß und auf die Schiffe, die auf ihm fuhren. Auf die Schiffe, deren Länder er sich hatte merken wollen, für später einmal. Auf die Schiffe, die von hier oben nicht größer gewesen waren als sein eigener Zeigefinger.

Das hatte er damals schon seltsam gefunden, wie etwas so Großes plötzlich so klein werden konnte.

Lang geht der Blick über den Fluß und der Fluß liegt unbewegt, wartend, geduldig, mattschwarz, tief unten zwischen den kaltweißen Ufern.

Erstmals erschienen in:
Horst, Hund und Brodt — Erste und letzte Texte
Erhältlich als eBook zu »Das Grau, die Tage«